Kugelschreiber zusammenbauen in Heimarbeit: Seriös?

Kugelschreiber (blau): Zusammengebaut in Heimarbeit

War­um Men­schen heut­zu­ta­ge in Heim­ar­beit immer noch Kugel­schrei­ber zusam­men­bau­en möch­ten, ist ganz ein­fach: Nicht alle Men­schen haben aus ver­schie­de­nen Grün­den die Mög­lich­keit, jeden Mor­gen zur Arbeit zu gehen. Da ist die Kin­der­be­treu­ung genau­so ein The­ma wie auch gesund­heit­li­che Ein­schrän­kun­gen. Wer aber nicht regel­mä­ßig zur Arbeit gehen kann, muss oft vom Exis­tenz­mi­ni­mum leben. Dar­um ist die Idee, in Heim­ar­beit Kugel­schrei­ber zusam­men zu bau­en, für die­se Men­schen beson­ders ver­lo­ckend. Immer­hin hat die­se Heim­ar­beit gewis­se Vor­zü­ge wie z. B. die freie Zeit­ein­tei­lung. Es gibt ganz unter­schied­li­che Ange­bo­te in die­sem Bereich. Doch lei­der erwei­sen sich die meis­ten Ange­bo­te als unse­ri­ös. Betrü­ger nut­zen gern die Zwangs­la­ge von Men­schen aus, die kei­ne Chan­ce auf einen ’nor­ma­len’ Arbeits­platz haben. Sie bie­ten ihnen die Hoff­nung, für eine “Heim­ar­beit” ange­mes­sen bezahlt zu wer­den. Am Ende berei­chern sich die­se “Anbie­ter” durch unter­schied­li­che Tricks aber nur selbst. 

Kugelschreiber zusammenbauen scheint seriös: Doch der Schein trügt

Immer wie­der tau­chen in den Anzei­gen­tei­len der Zei­tun­gen die Ange­bo­te für den Zusam­men­bau von Kugel­schrei­bern als Heim­ar­beit auf. Die­se Anzei­gen wer­den von vie­len Leu­ten gele­sen, die gern durch eine Heim­ar­beit ein paar Euros dazu ver­die­nen möch­ten. Aber schnell taucht die Fra­ge auf: Ist die­se Anzei­ge auch seri­ös? Wer in Heim­ar­beit Geld ver­die­nen möch­te, ist in der heu­ti­gen Zeit lei­der viel zu oft zu allen Kom­pro­mis­sen bereit, in der Hoff­nung, end­lich einen loh­nen­den Job gefun­den zu haben. Aber die­se Ange­bo­te erwei­sen sich als Betrugs­ma­sche, sobald sich jemand das Kon­zept näher anschaut. Es besteht zwar immer noch der nai­ve Glau­be, dass sich seri­ös in Heim­ar­beit durch Kugel­schrei­ber zusam­men­bau­en Geld ver­die­nen lässt. Aber rea­lis­tisch gese­hen besteht kaum die Mög­lich­keit, mit die­sem Job sich einen ange­mes­se­nen Lohn zu erar­bei­ten. In der Nach­kriegs­zeit gab es in Deutsch­land eini­ge schlecht bezahl­te Mon­ta­ge­ar­bei­ten, die seri­ös in Heim­ar­beit ange­bo­ten wur­den. Die Anbie­ter waren in den meis­ten Fäl­len Spiel­zeug­her­stel­ler, die dann ihre Wun­der­tü­ten oder ähn­li­che Pro­duk­te durch Heim­ar­bei­ter befül­len lie­ßen. Aller­dings gab es die­se Art von Jobs wie Kugel­schrei­ber zusam­men­bau­en nur sehr kurz­fris­tig, da sol­che Arbei­ten bald in Drit­te-Welt-Län­der ver­ge­ben wurden. 

Konzept für “Kugelschreiber zusammenbauen”

Die­ser Job gestal­tet sich laut den Anbie­tern in ihren ähn­lich gestal­te­ten Zei­tungs­an­zei­gen fol­gen­der­ma­ßen: Ein Arbeit­neh­mer bekommt vom Anbie­ter die­ses Jobs ein Paket mit den Ein­zel­tei­len der Kugel­schrei­ber zuge­schickt. Er bekommt einen fixen Betrag für den Zusam­men­bau eines jeden Kugel­schrei­bers und sobald er das Kugel­schrei­ber zusam­men­bau­en erle­digt hat, bekommt er neue Ein­zel­tei­le zuge­sandt, damit er immer genug zu tun hat. Der Anbie­ter hat durch die Heim­ar­beit eine Kos­ten­er­spar­nis, weil er weni­ger Lager­flä­che braucht. Auch das Zusam­men­stel­len der Pake­te nach dem Kugel­schrei­ber zusam­men­bau­en über­nimmt für ihn sogar der Arbeit­neh­mer, wes­halb die­ser sich um die Ver­pa­ckung für die Rück­sen­dung genau­so küm­mern muss wie um die Ent­sor­gung des anfal­len­den Abfalls. Dadurch han­delt es sich um ein für den Arbeit­neh­mer der Heim­ar­beit sehr auf­wän­di­ges und zudem schlecht bezahl­tes Geschäft, da er nur für den Zusam­men­bau der Kugel­schrei­ber bezahlt wird. Jeder ande­re Hand­schlag ist prak­tisch ein Geschenk an den Arbeitgeber. 

Kugelschreiber zusammenbauen durch Heimarbeiter lohnt sich heutzutage für Unternehmen nicht

Wer wis­sen will, ob er wirk­lich mit die­ser Heim­ar­beit seri­ös sich ein Zusatz­ein­kom­men schaf­fen kann, soll­te sich nur ein­mal die Web­sei­te von Wer­be­ar­ti­kel-Her­stel­lern anse­hen, denn die­se Unter­neh­men ver­trei­ben die meis­ten Kugel­schrei­ber. Dort gibt es vie­le Kugel­schrei­ber, die nur ein paar Cent kos­ten und selbst die qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­gen Aus­füh­run­gen kos­ten dort kaum mehr als 30 oder 40 Cent. In die­sem Betrag sind aber bereits alle Kos­ten für das Mate­ri­al, die Fer­ti­gung und den Trans­port inklu­si­ve der Gewinn­span­nen der Her­stel­ler und Ver­trei­ber ent­hal­ten. Bei die­sen Prei­sen kann für jemand, der ganz seri­ös mit Kugel­schrei­ber zusam­men­bau­en Geld ver­die­nen will, nur ein oder zwei Cent pro Stück an Lohn übrig blei­ben. Um einen Euro zu in Heim­ar­beit zu ver­die­nen, müss­te der Arbeit­neh­mer 100 Kugel­schrei­ber zusam­men­bau­en und seri­ös ist ein sol­cher Stun­den­lohn gewiss nicht. Zwar wird von eini­gen Anbie­tern behaup­tet, dass nur sehr hoch­wer­ti­ge Kugel­schrei­ber in Heim­ar­beit mon­tiert wer­den sol­len. Aller­dings klingt es wenig seri­ös, dass ein Arbeit­ge­ber frei­wil­lig Pake­te zum Kugel­schrei­ber zusam­men­bau­en im Wert von meh­re­ren Tau­send Euro an wild­frem­de Men­schen schickt. 

Zusammenbau erfolgt nur noch durch Maschinen oder im Ausland

Seri­ös lässt sich durch Kugel­schrei­ber zusam­men­bau­en kein Geld ver­die­nen, denn bei einem Kugel­schrei­ber han­delt es sich ein­deu­tig um Mas­sen­wa­re und die­se Mas­sen­wa­re wird knall­hart kal­ku­liert pro­du­ziert, was im Klar­text bedeu­tet, es gibt Maschi­nen dafür. Zudem wer­den Kugel­schrei­ber im Aus­land in den Bil­lig-Lohn-Län­dern her­ge­stellt, damit selbst den weni­gen Arbei­tern vor Ort nur ein klei­ner Lohn gezahlt wer­den muss. Eine manu­el­le Pro­duk­ti­on lohnt sich in Deutsch­land nicht, wobei eine letz­te Ver­ede­lung wie eine Namens­gra­vur auf Luxus­ku­gel­schrei­bern aus­ge­nom­men ist. Aller­dings wird dies wie­der­um von Fach­per­so­nal erledigt.

“Kugelschreiber zusammenbauen” ist eine bekannte Betrugsmasche 

Die­se Anzei­gen sind noch immer in der Zei­tung zu fin­den, weil noch immer vie­le Men­schen den­ken, dass sie durch die­se Heim­ar­beit seri­ös ohne Fach­kennt­nis­se Geld ver­die­nen kön­nen, ohne etwas groß­ar­tig falsch zu machen. Aller­dings ent­steht einem Inter­es­sen­ten bei einer Mel­dung auf eine sol­che Anzei­ge für Kugel­schrei­ber zusam­men­bau­en meist ein finan­zi­el­ler Scha­den, der jedoch im Rah­men bleibt. Da der Betrü­ger selbst aber auf die Mas­se von Bewer­bern auf die­se Jobs setzt, ist die­ser Betrug für ihn über­aus lukra­tiv. Und die Betro­ge­nen stel­len wegen der ver­lo­re­nen 50 oder 60 Euro bei der Poli­zei nicht ein­mal eine Straf­an­zei­ge oder gehen des­we­gen vor Gericht. 

Verschiedene Arten des Betrugs beim “Kugelschreiber zusammenbauen”

Man­che der Betrü­ger wol­len ihren Opfern weis­ma­chen, dass sie auf­grund von Män­geln beim Kugel­schrei­ber zusam­men­bau­en kein Geld ver­die­nen. Sie schi­cken ihren Heim­ar­bei­tern die Kugel­schrei­ber zur Mon­ta­ge gegen eine Kau­ti­on. Aller­dings sind die Instruk­tio­nen und die Bau­an­lei­tung unver­ständ­lich und feh­ler­haft und anschlie­ßend redet sich der Anbie­ter auf eine man­gel­haf­te Aus­füh­rung raus, um die Kau­ti­on zu behal­ten und kei­nen Lohn zah­len zu müs­sen.

Eine ande­re Metho­de beginnt damit, dass der Betrü­ger eine seri­ös wir­ken­de Hot­line ein­rich­tet, um die Heim­ar­beit anzu­bie­ten. Auf die­ser Hot­line erfährt der Anru­fer nichts über das Kugel­schrei­ber zusam­men­bau­en, son­dern wird nur mög­lichst lan­ge in der Lei­tung gehal­ten, um hohe Tele­fon­ge­büh­ren zu kas­sie­ren. Die­se Metho­de hat den Vor­teil, dass der Betrug vor Gericht schwer zu bewei­sen ist. Eine sol­che Hot­line ist nicht seri­ös, wenn dort nicht die Gebüh­ren für das Tele­fo­nat aus­ge­wie­sen wer­den, wie es der Gesetz­ge­ber vor­schreibt.

Eine wei­te­re Metho­de ist es, sich für Infor­ma­tio­nen über das Kugel­schrei­ber zusam­men­bau­en vor­ab bezah­len zu las­sen. Wer eine Heim­ar­beit haben will, muss vor­her für die Unter­la­gen bezah­len, was wenig seri­ös ist. Aller­dings kann der Betrü­ger sein Ange­bot für Heim­ar­beit auch so ein­stel­len, um dadurch an die per­sön­li­chen Daten der Bewer­ber zu kom­men, die er dann wei­ter­ver­kauft. Das ist nicht seri­ös und jeder soll­te sich vor dem Miss­brauch sei­ner Daten schüt­zen. Wer leicht­fer­tig Anga­ben zu sei­nen Kon­to­da­ten macht, muss hin­ter­her viel­leicht fest­stel­len, dass jemand auf sei­ne Kos­ten ein­ge­kauft hat.

Nicht seri­ös sind auch sol­che Ange­bo­te, in denen der angeb­li­che Arbeit­ge­ber erklärt, alle Stel­len für das Kugel­schrei­ber zusam­men­bau­en sei­en bereits ver­ge­ben. Jedoch habe er noch ein ande­res Ange­bot, um seri­ös Geld ver­die­nen zu kön­nen. Die­se Ange­bo­te erwei­sen sich eben­falls als ein Betrug und statt der Heim­ar­beit muss der Inter­es­sent einen Geld­ver­lust hinnehmen. 

Fazit

Die Ver­brau­cher­schüt­zer war­nen ein­deu­tig von Anzei­gen wie “Kugel­schrei­ber zusam­men­bau­en” oder “Wun­der­tü­ten befül­len”, da sich die­se Anzei­gen immer wie­der als Betrugs­ma­schen mit ver­schie­de­nen Ansät­zen ent­pup­pen. Mit einer ordent­li­chen Heim­ar­beit hat das ver­lo­cken­de Ange­bot in der Zei­tung oder in ande­ren Medi­en nichts zu tun. Die Anzei­gen sind weder seri­ös noch kann dabei jemand Geld ver­die­nen, egal, wie flei­ßig und kor­rekt er sein will. Wer sich nicht sicher ist, ob es sich um einen Betrug han­delt, soll­te sich vor der Kon­takt­auf­nah­me näher infor­mie­ren und auch immer eine gewis­se Vor­sicht wal­ten lassen.

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